Sichere(re) Einkaufszentren – worauf kommt es an?

Das Jahr 2017 ist von selbst für die Post-Nine-Eleven-Zeit ungewöhnlich vielen Terroranschlägen erschüttert worden. Es vergeht kaum ein Monat, in dem uns nicht Meldungen von Attacken auf Ziele der sogenannten westlichen Welt erreichen. Der Fokus der Angreifer hat sich zunehmend von schwer bewachten Punkten wie Bahnhöfen oder Polizeistationen zu „weichen Zielen“ verschoben – darunter fallen auch Shoppingcenter und Einkaufsmeilen. Wie sollten Verantwortliche damit umgehen?

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Wo gab es schon Anschläge, wo Anschlagspläne?

Einkaufsmeilen als Anschlagsziele schienen lange Zeit weit weg von Deutschland zu sein. Aus den 00er-Jahren erinnern sich manche noch an Angriffe auf israelische Einrichtungen dieser Art, in den 2010er-Jahren zunehmend auch in Kenia, der Elfenbeinküste und Indonesien.

Seit vergangenem Jahr ereilte auch die Türkei einen solchen Anschlag, bei der Vorbereitung eines solchen blieb es zum Glück in Belgien – und im Ruhrgebiet: In Oberhausen sollte das Centro angegriffen, in Essen am Limbecker Platz zugeschlagen werden. Im Prinzip lässt sich der Amoklauf von München 2016 im Olympia-Einkaufszentrum auch dazurechnen.

Wo sind also die Schwachpunkte dieser Ziele zu sehen, und wie kann und muss man ihnen begegnen?

Gefahren und Gefahrenabwehr in Einkaufsmeilen

Dass in gut besuchten Einkaufscentern ohne Konzept per se ein Gefahrenpotential schwillt, dürfte allgemein bekannt sein. Dies beginnt bei möglichen Massenpaniken (Stichwort Crowd Managing), kann sich in Brandstiftung niederschlagen oder in Stromausfällen. Bomben- und Terrorwarnungen sind noch dazu gestoßen.

Ein Gefahrenabwehrkonzept beginnt daher schon beim Zutritt von Besuchern in einen Gebäudekomplex. In Deutschland ist es momentan noch so, dass es kaum Zufahrtskontrollen in der Tiefgarage eines Einkaufszentrums gibt. Erfahrene Sicherheitskräfte benötigen pro PKW-Prüfung nur wenige Sekunden.

Weitere Angestellte von Sicherheitsdiensten, in Uniform und in Zivil, sollten in den Etagen ein Auge auf verdächtige Personen und Vorgänge legen, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Attentäter verfügen oft statt über Distanzwaffen „nur“ über Messer, mit denen sie in einem völlig unbewachten Areal aber blutigen Schaden anrichten können.

Videoüberwachung ist hierzulande zwar auf dem Vormarsch, sie dient aber noch zu oft lediglich der Dokumentation und nicht dem präventiven Eingreifen.

Das bessere Sicherheitskonzept als Wettbewerbsvorteil

Letztlich ist es auch eine ökonomische Frage, ob sich Verantwortliche für mehr Sicherheit entscheiden, und entsprechende Maßnahmen kommunizieren und umsetzen. Zunächst gelten zusätzliche Ausgaben immer als Einbußen.

Diese machen sich langfristig jedoch im Sinne des Sicherheitsgefühls der Besucher bezahlt. Ein Vorfall größeren Ausmaßes kann die Umsätze eines Kaufhauses schon mal um 30 % senken – bei führenden Malls dürfte dies einem Vielfachen der Summe entsprechen, die man für ein dichtes Sicherheitskonzept im Vorhinein nur hätte ausgeben brauchen.

Autor

Der Autor dieses Textes, Sicherheitsexperte Uwe Gerstenberg, ist Geschäftsführer der consulting plus in Essen sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zukunft und Sicherheit (DGZS).  Er war 30 Jahre lang in der privaten Sicherheitswirtschaft tätig und als Militärpolizist in der ganzen Welt im Einsatz. Seine Schwerpunkte als Berater heute sind die private und öffentliche Sicherheit.