Die Gebäudeplanung im Allgemeinen ist ein zunehmend komplexer werdendes Unterfangen, das den Einsatz digitaler Hilfsmittel erforderlich macht. Während Gebäude in vergangenen Jahrhunderten noch aus einer überschaubaren Menge alltäglich verfügbarer Baustoffe wie Holz, Stein, natürlichen Dämmstoffen etc. nach traditioneller und pragmatischer Bauart errichtet wurden, stehen heutzutage eine Vielzahl neuartiger Baustoffe, mit je eigenen Materialeigenschaften und für mitunter ambitionierte Großbauprojekte zur Verfügung.

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Zusätzlich muss bei der Errichtung von Gebäuden im Speziellen auf die Einhaltung zahlreicher Normen, unter anderem zum Brandschutz, geachtet werden. Die Taktrate, mit der sich diese Bestimmungen erweitern oder ändern ist noch dazu sehr hoch und macht die kontinuierliche Aus- und Fortbildung von Fachpersonal unverzichtbar. Die Komplexität des Unterfangens erhöht sich zusätzlich durch die hohe Zahl beteiligter Fachkräfte unterschiedlicher Branchen in Planung, Ausführung und Betrieb der Immobilien. Mithilfe moderner digitaler Hilfsmittel lassen sich steigende Anforderungen besser bewältigen und neue Potentiale verwirklichen.

Digitalisierung der Gebäudeplanung mithilfe von BIM

Die Abkürzung BIM steht für „Building Information Modeling“, was auf Deutsch so viel heißt wie Bauwerksdatenmodellierung. Aus der Bezeichnung ergibt sich bereits, dass es sich hier nicht um ein reines 3D Modell eines Gebäudes handelt, sondern Informationen zum Gebäude und dessen Bestandteilen bzw. am Gebäude anfallende Daten in dem Modell eine zentrale Rolle spielen.

So wird BIM Software zwar auch zur dreidimensionalen Modellierung durch den Architekten zum Einsatz gebracht, vereint aber darüber hinaus unter anderem Informationen zur benötigten Materialmenge und alle nötigen Hinweise für die beteiligten Fachplaner, wie beispielsweise die Öffnungsrichtung von Fluchttüren oder deren erforderliche Feuerwiederstandfähigkeit. In der Phase des Gebäudebetriebs kann die Modellierung weiterhin eingesetzt werden, um verschiedenste Gebäudedaten zu erfassen und bei Bedarf abzurufen.

Vorteile digitaler Gebäude- und Brandschutzplanung

Während im Zuge der Gebäudeplanung alle Beteiligten traditionell nacheinander Zugriff auf die Baupläne erhielten und ihre jeweiligen Planungen erstellten oder Genehmigungen erteilten, kann dies mittlerweile dank digitaler Gebäudesimulationen koordiniert und dynamisch erfolgen. Änderungen am Plan durch einzelne Beteiligte wie Architekten, Brandschutzfachplaner oder TGA Fachplaner werden den anderen Beteiligten zur Berücksichtigung angezeigt, damit sie diese im Hinblick auf ihre eigenen Zuständigkeitsbereiche prüfen und berücksichtigen können.

Das Ergebnis: Dadurch wird nicht nur Zeit gespart, die für aufwändige Revisionsprozesse notwendig wären, wenn nicht mit vernetzten Softwarelösungen gearbeitet würde – es werden zusätzlich Fehler vermieden, wenn die Software automatisch prüft, ob die geplante Umsetzung in dieser Form möglich ist. Das Gebäude wird mithilfe von im Vorfeld durchführbaren Simulationen sicherer, die Planung durch erhöhte Effizienz günstiger.

Vorteile des Einsatzes von BIM im Gebäudebetrieb

Sogar im Betrieb von Gebäuden zahlt sich moderne Bauwerksdatenmodellierung aus. Hier wird die ordnungsgemäße Wartung unter anderem der Brandschutzanlage sichergestellt, indem das Modell Informationen zur Taktrate nötiger Wartungen an Rauchabzugssystemen und -meldern oder Löschanlagen beinhaltet. Auch können Wartungsfirmen, die mit der Immobilie nicht vertraut sind, die zu wartenden Einrichtungen im Gebäude leichter auffinden und ggf. deren Status bereits im Vorfeld auslesen.

BIM als Schnittstelle eines Frühwarnsystems

Für die Brandschutzplanung bedeutet dies unter anderem, dass die Methoden zur präventiven Früherkennung von möglichen Brandursachen ausgebaut werden können. Die Verfügbarkeit zahlreicher Sensoren für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete kann unter Umständen bereits Vorbeben erkennen, um eine Evakuierung des Gebäudes noch vor dem Hauptbeben einzuleiten.

Auch ist die sensorische Erfassung und Auswertung der Luftzusammensetzung umsetzbar. Einerseits können eventuelle Gaslecks noch vor ihrer Entzündung erfasst und die Gaszufuhr ggf. automatisch gekappt werden. Selbst die Vermeidung von Kohlenmonoxidvergiftungen im Brandfall durch eine Umlenkung der Fluchtwege auf unbelastete Gebäudeteile wird durch solche Sensoren in Kombination mit einem zentralen BIM möglich.

Aufgrund der zahlreichen Vorteile im Hinblick auf Ökonomie, Effizienz und Sicherheit von Software zur Bauwerksdatenmodellierung ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese standardmäßig in der Brandschutzplanung eingesetzt wird.